Mittwoch, 4. Februar 2009

Ich geb dir Kredit.

Was so klingt wie das Ende der Finanzkrise ist eigentlich nur der Ausdruck einer anderen wohl viel weitreichenderen und unumkehrbaren Krise. Gehört habe ich den Satz hier von einer der Vorzeigepokerspielerinnen Deutschlands. Mitten in dem Beitrag erhöht Jan-Peter Jachtmann all in und Katja Thater foldet (passt) dann nach laaaaangem Nachdenken mit den oben genannten Worten. Toll.
Allerdings sieht man sie danach nicht wie sie ihrem Gegenspieler Geld leiht oder etwas ähnliches auf eine Kreditvergabe hindeutende. Was wollte sie mit diesem Satz also eigentlich sagen. War das nur so ein sinnloses Gefasel? Wohl kaum. Bei Leuten, die mehrer Hundert EURO für die Teilnahme an einem Pokerturnier zahlen, sollte man erst mal nicht davon ausgehen, dass sie schon etwas geistig umnachtet sind.

Die Lösung liegt in einer anderen Sprache. Englisch. Im Englischen gibt es den folgenden Satz "I give you credit (for something)" Und nachdem Enländer und Amerkaner diesen Satz gesagt haben, zücken sie ihre Kreditkarten und werfen mit dem Geld ... TOTALER QUATSCH.
Der Satz bedeutet simpel. "Ich glaube dir" oder " Ich erkenne das (deine Leistung ode was auch immer) an." im weitesten Sinne "Ich zolle dir für diese Handlung Respekt".
Ist manchmal schon komisch mit anderen Sprache.
Jetzt fragt man sich doch warum sagt Frau Thater nicht einfach genau das? Einfache Antwort: Sie hat sicherlich eine Menge Pokerliteratur gelesen und die ist (zumindest die gute) größtenteils auf Englisch und da taucht der Satz des öfteren auf.
Und was macht der gute Deutsche, anstatt nach dem Verständnis der Aussage nach der existierenden deutschen Entsprechung zu suchen? Gnadenlose wortwörtliche Übersetzung und damit verbunden eine neue Sinnkreation für unsere Sprache.

Ist das ein Einzelfall? Nein. Man muss nur mal drauf achten. Und dann hören wir Sachen wie:
"Am Ende des Tages ...." vom englischen Idiom "At the end of the day ..." (deutsche Bedeutung: schließlich, letztlich oder schlussendlich)
"Die US-Administration" vom englischen "US-adminstration" (deutsche Bedeutung US-Regierung)

und so weiter und so weiter.

Den Vogel abgeschossen hat mal "The Chessmaster" (hauptsache Englisch) Ivo Donev, der einen im Poker verbreiteten Spielstil als "kleiner Ball" bezeichnete.
Nur mal so zur Erklärung. Amerikaner haben einen Nationalsport, mit dem viele Deutsche nicht viel anfangen können. Baseball. Punkte erzielt man in diesem Sport indem Spieler nach ihrem Schlag das Spielfeld umrunden ohne nach bestimmten Regeln rausgeschmissen zu werden. Das kann man in einem Zug machen wenn man den Ball so weit geschlagen hat das er nicht mehr zu holen ist, sog. Homerun, oder in Einzelschritten, dh. der Spieler schlägt erfolgreich und läuft nur zur ersten Base, und versucht dann zur zweiten zu kommen, wenn der nächste Spieler schlägt. Die zweite Variante dauert länger und bringt auch nur einzelne Punkte für jeden Spieler der ins Ziel kommt ist aber sicherer. Man nennt diesen Taktik Small Ball. So etwas ähnliches gibt es im Poker, wenn man versucht in kleinen aber dafür weniger riskanten Schritten voranzukommen. Hier wurden dann von den Amerikanischen Pokerspielern einfach die Baseballbezeichnung übernommen. Und Ivo hat sie dann übersetzt. (da fällt mir nur eins von den Lieblingswörtern von Phil Hellmuth jr. ein)

Sprache ist eines der weinigen Kommunikationsmittel die wir haben. Wir sollten sorgsam damit umgehen und sie nicht ständig vergewaltigen.

5mark

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